Wortklau(b)ereien
Wortklau-b-ereien
Es sieht total fies aus, dass für die Marter und den Tod Jesu eine historische Person als Täter genannt wird: Pontius Pilatus. Gleichzeitig sind alle anderen fein raus.
Dabei war wohl nur die Absicht, aufzeigen dass Jesus echt gelebt hat in einem historischen Kontext. Die Frohbotschaft Jesu Christi ist nicht einfach eine gute Idee.
Ich glaube an (einen) Gott...
Es war immer wieder die Abgrenzung vom Glauben an viele Götter und Kräfte, die das Leben bestimmen.
Für die ersten Christen war es wichtig, zu sagen, dass man an eine göttliche Kraft glaubt, die alle Kräfte zusammenfasst.
So möchte ich mit Jesus sagen: "Kirche, du altes Mädchen, so viele meinen, du seist tot, aber nein, talitakum, steh auf und zeige, dass lebst und leben kannst.
Überlegungen nach einem Vortrag
Es gibt biblische Propheten, die kritisieren den Dienst im Tempel: "So spricht Gott - Eure Rauchopfer stinken mir langsam zum Himmel - ich mag eure Gottesdienste nicht. Ein wahrer Gottesdienst ist es, Witwen und Waisen zu helfen". Da kommen wir in Schwierigkeiten: Es wird ganz klar gesagt: Man erfüllt nicht Gottes Auftrag, in dem man meint, mit "in die Kirche gehen" mache man Gott eine Freude, für die er uns belohnen wird, oder noch schlimmer, wenn wir nicht in die Kirche gehen, könnte er uns auch bestrafen. Das ist kein Gottesdienst!
"Wahrer Gottesdienst ist es, Witwen und Waisen zu helfen." Schon die Profeten stellten die Diakonie, d.h. den Dienst an den Notleidenden in den Mittelpunkt. Und dies als Aussage Gottes.
Ich möchte versuchen, diesen Gedanken:
Wenn wir Gottesdienste feiern, feiern wir Gottes Dienste. Gottes Dienste an uns Menschen.
Gottes Dienste zu feiern, heisst zusammenkommen und einander zu helfen, zu überlegen, wo und wie wir hier und jetzt Gott und Gottes Dienst an uns Menschen erfahren:
Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott lieben, sondern dass er uns liebt (und wir uns lieben lassen, bzw. merken, dass wir Menschen von Gott geliebt sind. In etwa so würde ich einen Gedanken im Johannesbrief verstehen.
Ohne es je verdient zu haben (das ist wohl der Gedanke hinter dem Schuldbekenntnis am Anfang der Gottesdienstfeiern) erfahren wir im Grösseren und Kleineren Gottes Wirken (meist wohl in unserer Zeit im sogenannten Zu-Fall, den wir als nicht blind erkennen).
Ja, mit Paulus kommen wir zu einer Erfahrung, dass uns nichts, aber auch gar nichts von der Liebe Gottes trennen kann. Gott liebt "gratis". Dasselbe Wort wie gratia - Gnade.
Dies kann uns mit Dankbarkeit erfüllen. Und lädt uns ein, aus Dankbarkeit "Witwen und Waisen zu helfen" . Wir treten in die Fusstapfen Gottes und dienen im Namen Gottes den notleidenden Menschen. Wir helfen mit, das "Leben in Fülle", das Gott für alle Menschen will, spürbar zu machen. Diakonie aus Dankbarkeit.
Wenn wir zusammenkommen und "Gottes Dienste feiern", was geschieht da eigentlich?
Ich meine: In den Gottesdienst-Feiern helfen wir einander auf die Sprünge, wir stecken uns an, zu spüren, wo Gottes Dienste durch uns nötig sind.
Wir sprechen auch davon, dass die Kirche Diakonie ist: Hilfe von Glaubenden für die Menschen, die in Not sind (selbst wenn sie es - wir wir ja auch - nicht verdient haben)
Meines Erachtens kommen wir diesem Anliegen am Nächsten in den FürbittenEs geht nicht um das Männliche, Gott hat genauso mütterliche Eigenschaften.
Was wohl ausgesagt werden will, ist, dass Gott nicht einfach irgendein Naturgesetz oder eine Maschine ist, das einfach ablaufen
muss, sondern zumindest persönlich, wenn nicht noch mehr. So kann ein persönlicher Gott auch Gesetze durchbrechen zum Wohle der Menschen.
Am diesjährigen Ranfttreffen wurde wie an vielen Orten das Vater unser eingeleitet mit folgendem Satz: "Wir wollen nun miteinander das Gebet beten, das alle Christinnen und Christen vereint." Da schrie es völlig aus mir heraus: "nicht nur die Christen, es vereint alle Menschen".
Wenn Jesus seine Jünger beten gelehrt hat mit diesen Worten, dann nimmt es alle Menschen (und vielleicht noch die ganze Schöpfung) ins Gebet hinein: Er sagt uns nicht, dass wir Gott mit "Mein Vater" ansprechen sollen. Wenn wir zudem noch an Gott als den Schöpfer aller Dinge betrachten, macht das "unser Vater" alle Menschen über jede Grenze hinweg zu Schwestern und Brüder. Ob wir wollen oder nicht!
Wir können höchstens allenfalls von unseren verlorenen Brüdern und Schwestern sprechen (in Anlehnung an den verlorenen Sohn, auf den der Vater sehnlichst wartet). Es stellt genauso keine Bedingungen an diese Gemeinschaft. Es kann nicht heissen, dass nur Glaubensbrüder Brüder sind. Von daher auch der spezielle Auftrag an uns Christinnen und Christen, in die Welt hinauszugehen und allen Menschen zu zeigen, dass wir Schwestern und Brüder sind.
Meine Schwiegermutter sprach vor kurzem, sie sei in die Messe gegangen. Dieser früher übliche, aber fast nicht mehr gebräuchliche Ausdruck hat mich zu folgenden Notizen veranlasst:
Der Ausdruck kommt vom letzten Satz der Gottesdienstfeier: Ite missa est. Man könnte meinen, geht jetzt, die Messe ist aus. Aber er meint eigentlich das Gegenteil: Geht jetzt, ihr seid gesendet. Und zwar ausgesandt mit einem Auftrag.
Der Auftrag heisst, den Menschen die Erfahrung der frohen Botschaft, des Evangeliums zu bringen, dass Gott jeden Menschen ohne Ansehen der Person und des Verdienstes liebt. Das kann in erster Linie nur mit Taten geschehen und erst in zweiter Linie mit Worten.
So kommt es zu einem Paradox: Wir gehen in die Kirche, um weggesandt zu werden.
Pastoralraum = Weidegebiet
Es verwundert mich manchmal schon. Da gibt's so viele Kollegen, die setzen sich ein für Basis-Demokratie in der Kirche.
Aber dann kommt eine neue Struktur auf und schon übernimmt man völlig unkritisch wieder hierarchische Sprachregelungen. Die Sprache entlarvt unser Denken.
Klar: es ist schwierig, von zwei Positionen aus zu denken: als kirchlich verantwortlicher für ein bestimmtes Gebiet und als einfacher Christ.
Der Begriff Pastoralraum ist von oben herab gedacht. Da werden Gebiete bzw. Menschen in Zuständigkeiten und Verwaltungsbereiche aufgeteilt.
Allerdings wird es eigenartig, wenn die verwalteten Menschen sich in Pastoralräumen begreifen sollten.
Katholisch heisst wörtlich: auf der ganzen Erde;
Kirche heisst wörtlich: die zum Herrn gehörenden;
An die katholische Kirche glauben, heisst für mich demzufolge:
Darauf vertrauen, dass es überall auf der Welt Christinnen und Christen gibt!
"Jesus sei mit Euch" usw. Meist werden dann die Gebete zu Gott Jesus zentriert.
Von der Wortherkunft aus gesehen, ist das "heere" ein Adjektiv, das genauso für Frauen benutzt wurde:
"die heere frowe", meint die erhabene Frau.
Das "Herr" wurde für die Übersetzung des "Adonaj" gebraucht, das immer dann gesprochen wurde, wenn die vier göttlichen Buchstaben des Gottesnamens in der Bibel vorkamen. Es meinte in keiner Weise die männlichkeit Gottes, sondern seine Erhabenheit. Deswegen wagte man ja auch nicht, seinen Namen auszusprechen.
Wenn es dann hiess Gott ist der Herr, der einzige, meinte das, dass es ausser dem Herr Gott, keinen anderen erhabenen geben soll. Dies ist äusserst herrscherkritisch!
Genauso die Glaubensformel: "Jesus Christus ist der Herr". Es ist eine mathematische Gleichsetzung. Es gibt keinen zweiten Erhabenen.
Vater |
unser |
im Himmel |
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Geheiligt werde Dein Name |
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Dein Reich komme |
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Dein Wille geschehe |
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wie im Himmel |
so auf Erden |
unser tägliches Brot gib uns heute |
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vergib uns unsere Schuld, |
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wie auch wir vergeben unseren Schuldnern |
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führe uns nicht in Versuchung, |
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sondern erlöse uns vor dem Bösen. |
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Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit |
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Das Gebet Jesu hat eine spannende Struktur: Zunächst muss man sagen, dass im Arämäischen das unser wie in der katholischen Tradition nach dem Vater kommt. So stimmen die beiden ersten Worte des Gebets mit dem weiteren Verlauf überein und sind somit schon allein das gesamte Gebet: Vater unser.
Im ersten Teil geht es immer um den Vater im Himmel, im zweiten Teil um uns auf Erden. Als Übergang kommt die Gleichsetzung "wie im Himmel=so auf Erden".